Der Herbst gibt dem Ereignis seinen Namen (oder das Ereignis dem Herbst?):
“Herbsten” nennt der Winzer im Taubertal das Lesen seines Weins, Höhepunkt oft schweißtreibender und rückenkrümmender Arbeit im “Wengert” oder “Weiert” vom zeitigen Frühjahr bis in den Oktober hinein.
Argwöhnisch wurde zum Schluss der Himmel beobachtet, ob die Sonne nicht doch noch ein paar “Öchsle” in den Wein triebe oder ein Regen im letzten Moment die Trauben (und die Laune) bei der Lese verwässern könnte.
Während in den großen Weingütern und -genossenschaften Saisonarbeiter die Zeilen abernten, treffen sich in den Familienweinbergen mit ihren 10, 20 oder 30 Rebzeilen Freunde, Nachbarn und Verwandte zum gemeinsamen “Herbsten”.
Schwer zu beschreiben ist die besondere Atmosphäre bei solchen Treffen - Konzentration auf die Arbeit paart sich mit aufblitzendem Wortwitz beim Austausch von Dorfneuheiten “zwischen den Zeilen” und der ausgelassenen Hochstimmung, wenn die letzte Traube in “Bütt” und Kelter verschwunden ist.
So manches anschließende “Vesper” bei hausgemachter Wurst und eigenem Most soll dann schon bis in die tiefe Nacht gegangen sein…