Die Schnurkeramiker sind eine jungsteinzeitliche Kulturgruppe am Übergang zur Frühbronzezeit (ca. 2300 v.Chr.). Ihren Namen erhielt diese Kultur aufgrund ihrer typischen Verzierungsmuster auf Tongefäßen, die durch Schnurabdrücke in den noch feuchten Ton entstanden sind, bevor die Keramik gebrannt wurde. Werkzeuge und andere Gerätschaften des alltäglichen Gebrauchs, Waffen wie Äxte, Beile, Dolche, Messer und Pfeilspitzen wurden aus verschiedenen Gesteinen hergestellt, hauptsächlich aus Hornstein (Silex), Felsgesteinen und Schiefern unterschiedlichster Herkunft. Für Schmuck wurden Muscheln, Hundezähne und andere Tierknochen verwendet, die auch zur Herstellung von Feinwerkzeugen wie Ahlen, Nadeln, Bohrer und Meißel dienten. Es ist also eine rein steinzeitlich geprägte Kultur.
Dennoch tauchen, wenn auch selten, in Gräbern Schmuckbeigaben aus Kupfer und Bronze am Ende des 3. Jahrtausends auf. Besonders in Osteuropa, im Karpatenraum und den Alpen hat die Bronze als neues revolutionäres Material Verbreitung gefunden, was auch soziale und wirtschaftliche Veränderungen ehemals steinzeitlicher Gesellschaften zur Folge hatte. So gesehen, dürfen in Mitteleuropa die Schnurkeramiker als Vorboten einer neuen Epoche - der Frühbronzezeit - gelten.
Die Schnurkeramik war verbreitet von Nordfrankreich bis Polen und von Dänemark bis an die voralpinen Seen Österreichs, Süddeutschlands und der Schweiz. Ihre geographische Herkunft und Entstehung sind bislang noch nicht befriedigend geklärt. Es steht jedoch fest, dass diese gesamtmitteleuropäische Kultur auf regional unterschiedliche Weise mit zur Verbreitung des Metalls beigetragen hat. Die frühesten Kulturerscheinungen der Schnurkeramik werden um 2800 v. Chr. sichtbar und enden, je nach Region, gegen 2300 und 2100 v.Chr. In ihrem Hauptverbreitungsgebiet, besonders in Mitteldeutschland und Tschechien, ist diese Kultur in erster Linie durch Gräber vertreten. Die zu den Begräbnisplätzen gehörenden Siedlungen entziehen sich bislang unserer Kenntnis. Andererseits kennt man aus dem südlichen Verbreitungsgebiet nur schnurkeramische Siedlungsniederschläge an oder in der Nähe der voralpinen Seen, kaum aber Gräber oder gar größere Gräberfelder.