Auf den gleichen Baumeister wie die Achatiuskapelle in Grünsfeldhausen geht auch die Sigismundkapelle in Oberwittighausen, ein oktogonaler Zentralaufbau aus dem 12. Jahrhundert, zurück, die ursprünglich nach den Heiligen Nikolaus und Martin geweiht war. Alter Überlieferung nach steht sie an der Stelle einer vorchristlichen Kultstätte.
In den letzten Jahrhunderten wurde sie von Wallfahrern – darunter sogar Böhmen, woran der nach Gaubüttelbrunn führende „Böhmerweg“ noch erinnert – viel besucht.
Die Kapelle, die einen eigenen Friedhof hatte, besaß Pfarrrechte über einen Teil der Einwohner von Oberwittighausen und gehörte im Gegensatz zum übrigen Teil des Dorfes, der seit der ältesten Überlieferung dem Hochstift Würzburg unterstand, zum Erzstift Mainz.
Schwerpunkte am bundesweiten Tag des Denkmals im September 2007, waren Orte des Gebets und der Rast – historische Sakralbauten. Die verschiedensten Regionen und Epochen, schufen ihre eigenen typischen Orte der Einkehr. Im diesjährigen Kreisgebiet, konnte man diesmal 48 Objekte aus 12 Städten und Gemeinden unter fachkundiger Führung bestaunen und besichtigen.
Bereits zur ersten Führung am Sonntag in der Sigismund-Kapelle, einer der ältesten Sakralbauten im Main-Tauber-Kreis, fanden sich viele Besucher in Oberwittighausen ein, um mit der Sachkundigen Ingrid Seubert in ihre Geschichte einzutauchen.
Die Kapelle befindet sich oberhalb von Oberwittighausen, deren Namen in ihrer Geschichte schon mehrmals geändert wurde. An seiner Stelle befand sich ehemals eine keltische Quellenkultstätte. 1150 erbaut, wurde sie zuerst dem heiligen Nikolaus und dann St. Martin geweiht. Während des 30-jährigen Krieges wurde die kleine Kapelle zerstört, wovon das Oktogon bis in eine Höhe von 2 Metern und der Chorbau glücklicherweise fast ganz erhalten blieben.
Den heute bekannten Namen verdankt die Kapelle Sigismund – König der Burgunder. Als er sich mit seinem Volk vom Arianismus abkehrte und wieder zur katholisch-christlichen Glaubenslehre zurückfand, ließ er daraufhin viele Klöster und Gotteshäuser erbauen. Die Pfarrer von Oberwittighausen und Poppenhausen hatten zu der Zeit auch schon das Pfarrrecht in der Kirche. Auch war es oft üblich, dass man in der Kapelle Salz opferte, weshalb sie im Volksmund oft auch Salzkapelle genannt wurde.
Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Kirche für den Abbruch versteigert und von einigen Bauern aus Oberwittighausen gekauft und schenkten sie dann der Gemeinde Oberwittighausen. Im Jahre 1843 wurde die Kirche restauriert und dann 1846 neu eingeweiht. Die Kosten in einer Höhe von 700 Gulden übernahmen die Gemeinde selbst und der Großherzog von Baden. Bei einer weiteren Renovierung im Jahre 1929 wurden auf dem Turmeinbau in der Mitte der Kapelle, Fresken aus dem 17. Jahrhundert, welche Szenen aus dem „Jüngsten Gericht“ zeigen, gefunden. Auf dem linken Bogen lassen sich Bilder vom „Guten“ und auf dem rechten Bogen Bilder vom „Bösen“ zu erkennen.
Wichtig und interessant ist auch das Portal mit verschiedensten Darstellungen von Tieren und religiösen Symbolen. Deutlich erkennbar ist unter anderem auch, dass nach der Zerstörung das Portal wieder wahllos zusammengebaut wurde. Daher sind einzelne Figuren, wie am Beispiel eines Bischofs, „kopflos“.
Der einstige Altar war früher direkt an der Wand und wurde nach der letzten Renovierung in den Jahren 1969 bis 1974 ein ganzes Stück nach vorne versetzt. Der ursprüngliche Aufsatz von 1960, auf dem sich die Heiligenfiguren von Sigismund, Valentin und Wendelin befanden, wurde dafür im hinteren Teil der Kapelle untergebracht. Bemerkenswert ist der Fund einer alten Grabplatte, die bei der letzten Renovierung entdeckt wurde. Darunter stieß man in einer Tiefe von 75 Zentimetern auf ein sehr altes Gewölbe, welches scheinbar noch nie betreten wurde und vielleicht noch heute so manche Geheimnisse in sich birgt.